Chronik der Musikgesellschaft Mägenwil 1907-2007

 

Am 23. Februar 1907 beschlossen Heinrich Seiler, Albert Huber, Jakob Savoldi, Fritz Huber, Gottlieb Kuhn, Jakob Seiler, Hans Barfuss und Jean Michel «auf Anregung von verschiedener Seite», wie es im Grün­dungsprotokoll heisst, die Gründung einer Musikgesellschaft in Mägenwil. Als Präsident und Dirigent wurde Heinrich Seiler, als Aktuar Albert Huber und als Kassier Jakob Savoldi gewählt. Sorgen bereitete die Be­schaffung der finanziellen Mittel für die Instrumente. Doch schon am 5. März konnte der Kassier mitteilen, dass ihm Frau Kaufmann von der Bäckerei Fr. 185.-- abgegeben habe zum Kauf der Instrumente, mit dem Vorbehalt, dass dieser Betrag ihr wieder ersetzt werde. Am 29. März trafen die Instrumente ein. Es zeigte sich, dass die schon bezogenen «Pariduren» zu schwer waren, weshalb man sich an Josef Irniger, Dirigent in Niederrohrdorf wandte, der leicht erlernbare Stücke besorgen sollte. Schon bald muss es ernsthafte Mei­nungsverschiedenheiten gegeben haben, denn am 22. April erklärte Heinrich Seiler seinen Rücktritt als Präsident, und am 1. Mai wurde er als Dirigent und Mitglied aus der Gesellschaft ausgeschlossen. An seine Stelle traten als Präsident Hans Barfuss und als Dirigent Fritz Zimmermann.

Ab Juni 1907 fehlen schriftliche Aufzeichnungen und mündliche Überlieferungen sind rar und vage. Einem Kassabuch aus dem Jahr 1912 ist zu entnehmen, dass der Verein dem Aargauischen Musikverband AMV angehörte. Für die Finanzierung der Ausgaben wurde ein Mitgliederbeitrag von Fr. 1.-- pro Monat erhoben, ein für die damalige Zeit sehr hoher Betrag, kostete ein kleines Bier doch 15 Rappen, 2 Liter Bier 60 Rap­pen und 2 Liter Wein Fr. 2.80.

Am 27. Dezember 1913 erhielt der Präsident als Neujahrsgeschenk eine Gabe von Fr. 3.--, was wahr­scheinlich zugleich Dirigentenbesoldung war. Ausser mit Mitgliederbeiträgen und Bussgeldern verschaffte man sich die nötigen Mittel durch Aufspielen an Tanz- und Familienanlässen. Immerhin wurde im Februar 1912 mit einem Konzert ein Reingewinn von Fr. 29.26 erzielt. In den Vorkriegsjahren soll der Verein unter der Leitung von Lehrer Huwyler an einem Musikfest im Mittelaargau teilgenommen haben, allerdings scheinbar mit wenig Erfolg, wurde doch der errungene Eichenkranz auf dem Heimweg in Stücke zerrupft. Unter Grenzbesetzung und Grippezeit scheinen die Vereinsjahre im Ersten Weltkrieg sehr gelitten zu ha­ben. Aber 1919 wurden neue Statuten geschaffen und von 24 Mitgliedern unterzeichnet. Interne Streitig­keiten und wohl auch dorfpolitische Umstände verursachten bald darauf einen rapiden Mitgliederschwund, so dass zu Beginn der dreissiger Jahre der Verein auf eine Bläserschar von 16 Mann zusammen­geschrumpft war. Im Januar 1932 wurden sogar, auf Antrag und unter Vorsitz von Albert Nüssli, Mellingen, zwischen den Musikgesellschaften Wohlenschwil und Mägenwil Verhandlungen zur Bildung einer Interes­sengemeinschaft geführt. Aus dem herrschenden Tief heraus begann aber bald ein allmählicher und steter Aufstieg. Das 25jährige Bestehen wurde bescheiden mit einem Familienabend gefeiert und 1935 nahm man mit 16 Mann in Dintikon zum ersten Mal offiziell an einem Kantonalen Musiktag teil.

Zu dieser Zeit begann man mit der Ausbildung von Jungbläsern, was einige Jahre später zu einem fort­währenden Mitgliederzuwachs führte. Gelegentliche Ständchen der Buben fanden bei der Dorfbevölkerung grossen Anklang. Unter Dirigent Josef Marti besuchte man erstmals Kantonale Musiktage. Anerkennende und aufmunternde Expertenberichte verschafften dem Verein neuen Mut und etliche der seinerzeit ausge­tretenen Mitglieder traten wieder dem Verein bei.

Die Kriegsjahre 1939-45 erschwerten u.a. durch Einberufungen und die Belegung des Probelokals durch Truppen einen geregelten Vereinsbetrieb. Trotzdem wurden die Proben nie gänzlich eingestellt. An der Generalversammlung vom 3. Januar 1946 wurde beschlossen, am Kantonalen Musikfest in Mellingen teil­zunehmen, wo der Verein zur grossen Freude der 28 Musikanten und der ganzen Dorfbevölkerung denn auch erfolgreich abschnitt.

Ein Markstein in der Geschichte der Musikgesellschaft war ohne Zweifel das Jahr 1947. Während der Feier zum 40jährigen Bestehen der Musikgesellschaft konnte auch die erste Uniform eingeweiht werden.

Foto der Musikgesellschaft Mägenwil von ca. 1951/1952 (mit Namensliste auf der 2. Seite)

Seither lösten einander Festanlässe verschiedener Art in bunter Reihenfolge ab:

1952

Kant. Musiktag in Mägenwil mit 16 Vereinen

1955

Fahnenweihe und Kant. Musiktag in Zofingen

1957

Jubiläumsfeier 50 Jahre Musikgesellschaft und 100 Jahre Männerchor

1959

Kant. Musiktag in Klingnau mit Goldlorbeer

1963

Kant. Musiktag in Windisch

1966

Neuuniformierung und Eidg. Musikfest in Aarau

1970

Neuinstrumentierung

1973

Kant. Musiktag in Reinach

1975

Kant. Musiktag in Mägenwil mit 23 Vereinen

 

Erst 1980 traten die ersten Frauen (u.a. die Dirigentin Yvonne Hohl) der Musikgesellschaft Mägenwil bei. 1985 spielten die Musikgesellschaften Mägenwil und Schönenwerd, die damals beide von Fritz Schaub di­rigiert wurden, gemeinsam zu Kirchenkonzerten in Wohlenschwil und Schönenwerd auf. 1988 wurde die dritte Uniform eingeweiht und 1990 konnte mit der Gründung der Jugendmusik Mägenwil, die heute vom Aktivmitglied Bruno Alberti umsichtig geleitet wird, ein weiterer Meilenstein gesetzt werden. Zahlreiche Auf­tritte absolvierten die Musikantinnen und Musikanten an der 1100-Jahr-Feier der Gemeinde Mägenwil im Jahr 1993, wo auch der von Alfred Hübscher komponierte Marsch «Gruss an Mägenwil» uraufgeführt wurde. Gespendet wurde das Stück in verdankenswerter Weise von den Mägenwilern Jürgen Baer, Willy Baldes­berger, Albin Fischer, Enrico Guarneri, Walter Konrad, Oswald Rippstein, Hermann Schuppisser, Meinrad Urech und Josef Vock, alle Jahrgang 1937. Ein Jahr später fand zum ersten Mal das inzwischen sehr be­liebte Waldfest im Stäglerhau statt. 1996 nahm die Musikgesellschaft am Eidgenössischen Musikfest in Interlaken teil, wo die Marschmusik wegen strömendem Regen buchstäblich ins Wasser fiel. Am Kantonalen Musiktag in Künten 1997 durfte Max Borlat für 60 Jahre aktive Musikantentätigkeit in der Musikgesellschaft Mägenwil verdientermassen die Goldene Verdienst-Medaille des Internationalen Musikbundes CISM entgegennehmen; ein absoluter Höhepunkt in der 90-jährigen Vereinsgeschichte! 

 

1998

Musikreise nach Saas Fee

1999

Kant. Musiktag in Othmarsingen

2000

Kant. Musiktag in Lupfig

2000

Musikreise nach Livigno (I)

2002

Musikreise nach Lugano

 

Präsidenten 1907 - 2007

1907-1908

Heinrich Seiler / Hans Barfuss

1942-1948

Karl Huber sen.

1908-1912

?

1948-1952

Otto Rohr

1912-1914

Albert Huber (Ehrenpräsident)

1952-1954

Hans Strebel

1914-1920

?

1954-1964

Charles Borlat

1920-1923

Gottfried Stofer

1964-1966

Hans Strebel

1923-1924

Jean Kuhn

1966-1970

Josef Bottlang

1924-1927

Albert Huber

1970-1973

Louis Zimmermann

1927-1930

Alfred Borlat sen.

1973-1976

Paul Kuhn

1930-1933

Adolf Rohr

1976-1984

Charles Borlat (Ehrenpräsident)

1933-1936

Heinrich Kirner

1984-1994

Ernst Kneuss jun.

1936-1942

Karl Strebel

1994–2007

Karl Savoldi

 

Dirigenten 1907 - 2007

1907-1908

Heinrich Seiler / Fritz Zimmermann

1974-1980

Hans Boll

1908-1929

Albert Huber / Lehrer Huwyler

1980-1981

Yvonne Hohl

1929-1930

Herr Hunziker

1981-1986

Fritz Schaub

1930-1937

Josef Marti

1986-1990

Hans Widmer

1937-1948

Josef Juchli

1990-1993

Rudolf Bieri

1948-1950

Alfred Hübscher

1993-1994

Thomas Jegen

1950-1951

Josef Juchli

1994-1996

Elisabeth Rösl

1951-1952

Bernhard Richner

1996-1997

Thomas Jegen

1952-1958

Josef Juchli

1997-2002

Fritz Schaub

1958-1963

Rudolf Walti

2002-2005

Stefan Bieri

1963-1974

Robert Bossard

2006-2007

Rolf Schütz